Nachdem das Blindengeld im letzten Jahr bereits in Bayern, Niedersachsen und Berlin drastisch gekürzt wurde, wollen nun die Regierungen in Hamburg und Thüringen ihren blinden Bürgerinnen und Bürgern den finanziellen Nachteilsausgleich für behinderungsbedingte Mehrbelastungen zusammenstreichen. Gleich ganz abschaffen will das Blindengeld die Niedersächsische Landesregierung. Überdies empfiehlt sie dieses Vorgehen auch den anderen Bundesländern. Nach dem "Niedersachsenmodell" sollen künftig nur noch blinde Sozialhilfeempfänger eine Unterstützung des Staates erhalten.
» Wenn das nicht gestoppt wird, heißt ’blind sein‘ sehr bald auch wieder automatisch ’arm sein‘, denn die Pflegeversicherung zahlt bei Blindheit nicht «, so Andreas Bethke, selbst blinder Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) und einer der Sprecher der Initiative » Blindengeld muss bleiben «. » Die 145.000 blinden Menschen in diesem Land werden sich nicht widerstandslos wieder zu Almosenempfängern wie in den schlimmsten Nachkriegszeiten machen lassen. Wir bitten deshalb alle Menschen mit einem sozialen Gewissen in diesem Land, sich für den Erhalt des blindheitsbedingten Nachteilsausgleichs einzusetzen und sich in unsere Unterschriftenlisten einzutragen. Online unter www.blindengeld-muss-bleiben.de , auf Papier bei jedem Blinden- und Sehbehindertenverein in Deutschland. Unser Ziel sind eine halbe Millionen Unterschriften « Zahlreiche Behinderten- und Sozialverbände haben bereits ihre Unterstützung der Unterschriftenaktion zugesagt.
Sollte das Blindengeld tatsächlich abgeschafft werden, so müssten Menschen ohne Augenlicht ihre behinderungsbedingten Aufwendungen beispielsweise für Vorlesekräfte, Haushalts- und Einkaufshilfen, Begleitpersonen zu Arztbesuchen oder teure Hilfsmittel wieder selbst tragen, bis ihre Ersparnisse soweit aufgebraucht sind, dass sie die Voraussetzungen für den Bezug von Sozialhilfe erfüllen. Am 18. und 19. November wird sich die Konferenz der Sozialminister der Länder mit der Zukunft des Blindengeldes befassen. Die Selbsthilfeorganisationen der blinden Menschen in Deutschland befürchten, dass bei diesem Treffen die bundesweite Abschaffung des Blindengeldes beschlossen wird. » Wir fordern von den Sozialpolitikern Deutschlands stattdessen, dass sie blinde Menschen mit an ihren Tisch holen und gemeinsam mit ihnen darüber nachdenken, wie das für die Betroffenen existentielle System der Landesblindengelder zukunftssicher gemacht werden kann. Bis dahin fordern wir den Stopp von Kürzungs- und Abschaffungsplänen «, macht Uwe Boysen, Vorsitzender des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) und ebenfalls Sprecher von » Blindengeld muss bleiben «, die aktuellen Forderungen der Initiative deutlich.
Der jährlich am 15. Oktober stattfindende » Tag des weißen Stockes « ist seit 40 Jahren der internationale Aktionstag, an dem über 50 deutsche Organisationen der blinden Menschen und ihre Förderer auf die speziellen Belange der Menschen ohne Augenlicht hinweisen. Er ist traditionell zugleich Abschlusstag der » Woche des Sehens - Blindheit verhüten, Blindheit verstehen «, einer Gemeinschaftsaktion von 9 Partnerorganisationen.
Quelle: PM