kobinet-nachrichten 14.09.2004
Berlin (kobinet) Mit einer von der Aktion Mensch geförderten bundesweiten Kampagne unter dem Motto: «Marsch aus den Institutionen - Reißt die Mauern nieder» setzt sich ein breites Bündnis von Behindertenverbänden für einen Ausbau ambulanter Angebote für behinderte Menschen sowie für den Abbau stationärer Einrichtungen ein. Der offizielle Startschuss für diese Kampagne wird am 26. September symbolisch beim Berlin-Marathon gegeben, indem eine Gruppe von behinderten Menschen mit ihrer Mitwirkung am Berlin-Marathon symbolisch aufzeigt, wie lange und schwierig der Weg oft für behinderte Menschen ist, wenn sie statt in Behinderteneinrichtungen in der Gemeinde leben wollen. Vor allem soll dabei aber auch aufgezeigt werden, was möglich ist, wenn behinderte Menschen die entsprechende Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
«In Deutschland müssen über 160.000 behinderte Menschen in Einrichtungen leben und das oft sogar noch in Doppel- und Mehrbettzimmern. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo diese Einrichtungen gezielt abgebaut und durch ambulante Unterstützungen ersetzt werden, nimmt die Zahl der BewohnerInnen von Behinderteneinrichtungen in Deutschland sogar stetig zu. Daher wollen wir mit dieser Kampagne den Blick auf die Lebensbedingungen von behinderten Menschen richten, die bisher kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Denn ein Leben in einer Behinderteneinrichtung bedeutet in der Regel eine weitgehende Aussonderung vom Leben der Gesellschaft, sowie viele Zwänge und Einschränkungen der Individualität und Intimsphäre», erklärte Elke Bartz, die Vorsitzende des Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen, das die Kampagne koordiniert.
«Es tut dringend Not, dass die Wahlfreiheit und Selbstbestimmung von behinderten Menschen im Mittelpunkt der Angebote stehen. Dabei gilt es, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit auch für Menschen mit einem höheren Unterstützungsbedarf neue Türen geöffnet werden und niemand mehr gezwungen wird, in stationären Einrichtungen zu leben», so Ottmar Miles-Paul, der als sehbehinderter Koordinator der Kampagne beim Berlin-Marathon mitlaufen wird. Mit der Kampagne soll der gesetzlich verankerte Grundsatz «ambulant vor stationär» eingefordert und zu den längst überfälligen Reformen der Behindertenhilfe herausgefordert werden.
Nähere Informationen über die Kampagne gibt’s im Internet unter www.forsea.de/projekte/2004_marsch/marsch_start.shtml . Die Beweggründe der Mitwirkenden am Marathon stehen im Internet unter www.forsea.de/projekte/2004_marsch/marsch_termine_marathon.shtml . Nähere Infos erteilt Ottmar Miles-Paul unter Tel. 0561/9977172 oder Elke Bartz, Tel. 07938/515. hjr
Quelle: www.kobinet-nachrichten.org