Heidesheim: Oft sind es die persönlichen Geschichten, die sehr praktisch zeigen, dass und wie ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen möglich ist. Über ihre Geschichte auf dem Weg zu einem selbstbestimmteren Leben sprach Ottmar Miles-Paul vom Projekt "Gute Nachrichten zur Inklusion" mit Stefanie Geiser aus Mainz. Anlass für diese gute Nachricht zur Inklusion bot die Jubiläumsfeier des Verein Rhein-Main inklusiv (RMI), der am 24. Juni 2023 sein 10 + 1 jähriges Jubiläum feierte. Bei der Gebutstagsfeier im rheinhessichen Heidesheim mit vielen Gästen aus nah und fern schilderte Stefanie Geiser einen Teil ihres Lebensweges und Einsatzes für ihr eigenes selbstbestimmtes Leben, aber auch für andere behinderte Menschen.
Der Landesbehindertenbeauftragte von Rheinland-Pfalz, Matthias Rösch, gratulierte den Aktiven von Rhein-Main inklusiv in seinem Grußwort ebenso wie eine Reihe anderer politischer Akteur*innen zu ihrem Engagement für die Selbstbestimmung und Assistenz behinderter Menschen. Er machte deutlich, wie wichtig die gegenseitige Unterstützung und der Austausch von Betroffenen ist. Vor allem bei der Assistenzorganisation sei ein solcher Austausch enorm wichtig, um möglichst selbstbestimmt Leben zu können. Das Beispiel von Stefanie Geiser, die seit 2018 im Verein Rhein-Main inklusiv als Beraterin der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatungsstelle (EUTB) arbeitet und vorher vom Verein bei der Durchsetzung und Organisation ihrer Assistenz unterstützt wurde, machte deutlich, wie wichtig Beharrlichkeit, aber auch eine gute Unterstützung von Eltern ist. Auf ihrem steinigen Weg zum selbstbestimmten Leben in ihrer eigenen Wohnung mit Assistenz und einem Job musste Stefanie Geiser viele Hürden und Herausforderungen überwinden.
Immer wieder wurde Stefanie Geiser von der Verwaltung in die "Selbständigkeitsfalle" gedrängt. Sie solle trainieren, selbständig klar zu kommen, obwohl offensichtlich war, dass aufgrund ihrer Behinderung klare Grenzen bestanden. Die Bewilligung der benötigten Persönliche Assistenz wurde so immer wieder abgewiesen bzw. hinausgezögert. Nicht zuletzt aufgrund der beharrlichen Unterstützung von Dr. Corinna Zolle vom Verein Rhein-Main inklusiv, der kontinuierlichen Unterstützung durch ihre Eltern und des eigenen Engagements für ihr selbstbestimmtes Leben schaffte es Stefanie Geiser letztendlich, ein Studium in Mainz zu beginnen und hierfür zumindest ein Teil der benötigten Assistenz durchzusetzen. Mit der Zeit wurde Stefanie Geiser aber selbstbewusster und schaffte es, in eine eigene Wohnung zu ziehen und ihre benötigte Assistenz entsprechend durchzusetzen.
"Während ich früher oft nicht ernst genommen wurde, begegne ich heute den Zuständigen in den Behörden auf Augenhöhe. Das hilft mir und auch den Ratsuchenden, die sie im Rahmen ihrer nunmehr über fünfjährigen Tätigkeit in der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) unterstützt. So freut sie sich, dass sie diese Arbeit hoffentlich noch lange ausüben und andere behinderte Menschen unterstützen kann. Das Angebot für die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung des Vereins wird seit Januar 2023 für weitere sieben Jahre vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Da kann es noch viele Begegnungen von Stefanie Geiser und ihren Ratsuchenden auf gleicher Augenhöhe mit Verwaltungsmitarbeiter*innen in Rheinhessen geben.