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Bild: Blick aus dem Fenster des Künstlers Horst Wäßle - Foto: Rolf Laute/Die SchlumperHamburg: Arbeiten von Meta Schillmann und Nicole Schmuhl werden derzeit noch bis zum 15. Mai 2022 in der Galerie der Schlumper in der Marktstraße 131 in 20357 Hamburg gezeigt. Ottmar Miles-Paul vom Projekt "Gute Nachrichten zur Inklusion" des NETZWERK ARTIKEL 3 traf sich in Hamburg mit Dr. Christian Mürner auf einen Kaffee und sprach mit ihm über die mittlerweile 40jährige Geschichte der Schlumper. Der seit über 40 Jahren in Hamburg lebende Autor und Behindertenpädagoge hat die Schlumper lange Jahre begleitet und immer wieder über deren Wirken und Werke berichtet.

In der aktuellen Ausstellung der Schlumper werden Arbeiten zweier Künstlerinnen gezeigt, die auf den ersten Blick wenig gemein haben. Nicole Schmuhls grafische, farblich reduzierte Papier- und Linolschnitte stoßen dabei auf die vielschichtige, farbige und dynamische Malerei Meta Schillmanns. "Doch finden sich auch Gemeinsamkeiten in den Werken von Schillmann und Schmuhl. Gewachsenes, florales, kleinteiliges, organisches, ist was diese Arbeiten verbindet und eine Gegenüberstellung so spannend macht“, heißt es im Ankündigungstext für die Ausstellung, die am 17. März eröffnet wurde. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Schlumper mit der Bildnerischen Werkstatt der Rotenburger Werke. Das Atelier wurde, wie auch das Atelier der Schlumper, in den 80er Jahren gegründet und befindet sich nahe der Rotenburger Innenstadt in einer historischen Turnhalle. Die Bildnerische Werkstatt ist Wirkungsstätte von etwa 50 Künstler*innen. (www.bildnerische-werkstatt.de)
 
„Meta Schillmann wurde 1944 in Tarnopol in Polen geboren. Sie lebt in Rotenburg (Wümme) und ist seit 2015 im Atelier der Bildnerischen Werkstatt künstlerisch tätig. Ihr zentrales Medium ist die Malerei. Werke von Meta Schillmann waren Teil diverser Gruppenausstellungen und befinden sich auch in Privatsammlungen. Nicole Schmuhl, geboren 1979 in Bad Sarow, lebt in Kaltenkirchen in der Nähe von Hamburg. Seit 2002 ist Nicole Schmuhl Mitglied der Ateliergemeinschaft ‚Die Schlumper‘. Sie arbeitet dort täglich hauptberuflich als Künstlerin. Neben dem Zeichnen nutzt Nicole Schmuhl die Techniken des Papier- und Linolschnitts für ihre Arbeit.
Link zu weiteren Infos und zu den Öffnungszeiten der aktuellen Ausstellung: https://www.schlumper.de/aktuell.html
 
Dass die Entwicklung der Schlumper kein Selbstläufer war und entscheidend von den Künstler*innen selbst geprägt wurde, das wird deutlich, wenn man den Erinnerungen von Christian Mürner lauscht. Am Anfang stand ein Kunstprojekt, an dem Künstler*innen mit Behinderungen mitwirkten. Nachdem dieses beendet war, fragten diese, wie es denn nun weitergeht und besuchten einfach weiterhin den Künstler Rolf Laute (1940-2013), der das Kunstwerk mit ihnen entwickelt hatte. Der erste Standort, an dem die Künstler*innen so richtig wirken konnten, befand sich im Keller eines Gebäudes in der Straße Beim Schlump – und damit war auch der Name "Schlumper“ für die Ateliergemeinschaft geboren. 1985 wurde schließlich der gemeinnützige Verein "Freunde der Schlumper“ gegründet. Der Verein setzt sich für die Anerkennung des kreativen Vermögens von Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit ein, um so einen Beitrag zu deren sozialen Integration und künstlerischen Entwicklung zu leisten, wie es auf der Internetseite der Schlumper heißt.
 
Um die Zukunft der Ateliergemeinschaft der Schlumper zu sichern, hat der Verein 2002 die Trägerschaft des Projektes "Schlumper von Beruf“ der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und ihrem Werkstattbereich alsterarbeit gGmbH übertragen. Der Verein ist jedoch weiterhin für die Vermarktung und alle Ausstellungsvorhaben der Ateliergemeinschaft zuständig. Der Verein "Freunde der Schlumper“ fördert somit ideell und materiell die Kunst der Schlumper und setzt seine Mittel ausschließlich für die Künstler*innen der Ateliergemeinschaft ein. Der Verein ist unmittelbar verantwortlich für die Pflege und Erhaltung der "Schlumpersammlung“ und deren Träger und Eigentümer. Mit der "Schlumpersammlung“ bleibt das einzigartige künstlerische Schaffen der Schlumper in seiner ganzen Bandbreite erhalten.
 
Aber nicht das Vereinswesen, sondern das Wirken der Künstler*innen ist es, was Christian Mürner besonders am Herzen liegt. Vor allem geht es ihm darum, Möglichkeiten für die Entwicklung der Kreativität der Künstler*innen zu schaffen, weshalb ihm die Begegnung mit den Künstler*innen am wichtigsten ist. Diese waren in den letzten zwei Jahren während der Corona-Pandemie auch bei den Schlumpern erheblich eingeschränkt, so dass sich Christian Mürner freut, dass mit der Eröffnung der neuen Ausstellung wieder mehr Leben ins Kunstgeschehen kommt. Auch ist Christian Mürner der Ansicht, dass in Sachen Inklusion von den Schlumpern einige Initiativen ausgingen, doch weiterhin kooperative und dialogischen Ausstellungen, Begegnungen und Aktivitäten für die Anerkennung und den Verkauf der Kunstwerke wichtig sind, um verstärkt die Absicherung und das Wirken der Künstler*innen in den Vordergrund stellen zu können.
 
Ein Foto, das Rolf Laute aufnahm, zeigt den jungen Horst Wäßle (geb. 1954), der aus dem Kellerfenster im Innenhof des Gebäudes in der Straße Beim Schlump schaut, wo die Schlumper anfangs ihre Wirkungsstätte fanden. Horst Wäßle, der noch heute jeden Tag im Atelier arbeitet, steht stellvertretend für die Schlumper*innen, die nunmehr 40 Jahre künstlerisch aktiv sind und immer wieder neue beeindruckende Wege gehen.
 
Wer es nicht schafft, die aktuelle Ausstellung im Atelier der Schlumper in Hamburg zu besuchen, bzw. sich für bisherige Werke der Schlumper interessiert, der findet einen reichen Schatz an Veröffentlichungen unter https://www.schlumper.de/atelier/publikationen.html