Logo: Noch 47 Tage für ein gutes Barrierefreiheitsrecht
Foto: Marlee Soetandi

Kassel: "Die Tour mit dem Mehr Barrierefreiheit Wagen ist beendet - die heiße Phase für die Lobbyarbeit für ein gutes Barrierefreiheitsrecht beginnt nun", so brachte Dr. Sigrid Arnade es zum Abschluss der Tour mit dem Mehr Barrierefreheit Wagen des NETZWERK ARTIKEL, die sie mit Hans-Günter Heiden am 22. April in Berlin gestartet und durchgeführt hat, auf den Punkt. Heute, am 10. Mai, da den Bundestagsabgeordneten noch 47 Tage verbleiben, um in dieser Legislaturperiode ein gutes Barrierefreiheitsrecht zu verabschieden, zogen Dr. Sigrid Arnade und Hans-Günter Heiden Bilanz über die Tour mit dem Mehr Barrierefreiheit Wagen.

Hans-Günter Heiden und Dr. Sigrid Arnade am Mehr Barrierefreiheit Wagen
Foto: Ottmar Miles-Paul

"Wir haben an 14 Tagen Interviews am Mehr Barrierefreiheit Wagen geführt und hatten zwischendurch drei Tage Pause in Berlin, um neue Kräfte zu schöpfen und den Mehr Barrierefreiheit Wagen wieder auf Touren zu bringen. An einem Tag sind wir nur gefahren", betont Dr. Sigrid Arnade. Auf das Autokennzeichen des VW Busses angesprochen, das B RK 2059 ist, erzähle Dr. Sigrid Arnade, dass sie dieses gewählt hat, weil Prof. Dr. Theresia Degener bei der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch Deutschland angedeutet hat, dass wir hierzulande bestimmt 50 Jahre brauchen, um die Menschenrechte behinderter Menschen vollständig umzusetzen, wenn wir nicht massiv Druck machen.

Auf dem Programm standen nach Informationen von Hans-Günter Heiden Stopps in folgenden Städten: Berlin, Mainz, Wiesbaden, Trier, Köln, Bonn, Heinsberg, Bochum, Bremen, Ritterhude, Brandenburg, Jena, Nürnberg, Regensburg, Stuttgart und Kassel. In 16 Städten wurden also vielfältige und engagierte Gespräche am Mehr Barrierefreiheit Wagen geführt. Die genaue Kilometerzahl, die während der Tour zurückgelegt wurde, beziffert sich dabei auf 4.065.

Mit folgenden 34 Personen haben Dr. Sigrid Arnade und Hans-Günter Heiden am Mehr Barrierefreiheit Wagen Interviews geführt: Jürgen Dusel, Dr. Rolf Schmachtenberg, Matthias Rösch, Gerlinde Busch, Rika Esser, Corinna Rüffer, Nancy Poser, Horst Ladenberger, Dr. Annette Standop, Christina Marx, Marion Frohn, Dagmar Greskamp, Wilfried Oellers, Prof. Dr. Thersia Degener, Arne Frankenstein, Petra Wontorra, Dr. Britta Schlegel, Dr. Leander Palleit, Peter Weiß, Dr. Volker Sieger, Marc Nellen, Jessica Schroeder, Sören Pellmann, Jens Beeck, Mechthild Rawert, Barbara Vieweg, Detlef Scheele, Wiebke Richter, Stephanie Aeffner, Matthias Nölke, Timon Gremmels, Uwe Frevert, Ottmar Miles-Paul und Marleen Soetandi.

Ottmar Miles-Paul stellte Dr. Sigrid Arnade und Hans-Günter Heiden ein paar Fragen zum Abschluss der Tour in Kassel, die diese wie folgt beantworteten:

Was war das Highlight der Tour? Highlights waren zum einen die große Bereitschaft aller Teilnehmer*innen mitzumachen und zum anderen die große Fachkompetenz der betroffenen Expert*innen.

Welches war der anstrengendste Tag? Das war der 5. Mai: Früh aufstehen, Reste für die Tour packen, bei Kälte, Wind und Regen zum Brandenburger Tor, dort die Planen am Wegfliegen hindern und immer wieder abgerissene Magneten suchen und aufsammeln, 4 Interviews führen, weiter zur Charlottenstraße, Parkplatz suchen im Dauerregen, Interview mit Mechthild Rawert, für die Günter noch einen Schirm besorgen musste, weiter nach Jena zum Westbahnhof. Interview mit Barbara Vieweg, schnell weiter ins Jenaer Zentrum für selbstbestimmtes Leben (JZSL), Suche nach WLAN, Live-Schalte zu Raul Krauthausen und Constantin Grosch, Weiterfahrt Richtung Nürnberg, Suche nach einem ruhigem Übernachtungsplatz ohne bayerisches Glockengeläut, Übernachtung auf leerem Hallenbadparkplatz.

Was habt ihr abends nach getaner Tag während des Lockdowns geamcht? Radkappenschilder geschrubbt und neue Zahlen aufgemalt, die Frage des nächsten Tages formuliert und auswendig gelernt, Hörbuch und Nachrichten gehört, Wetter des nächsten Tages gecheckt und früh in die Schlafsäcke gekrochen.

Was erhofft ihr euch von der Tour? Wir haben uns dreierlei erhofft: 1. Sensibilisierung für die Mängel am aktuellen Gesetzentwurf und folglich wesentliche Verbesserungen. 2. Festlegungen im nächsten Koalitionsvertrag für ein echtes Barrierefreiheitsgesetz. 3. Dass wir endlich als Zielgruppe von Politik ernst genommen werden und deutlich wird, dass man nicht alles mit uns machen kann.

Was wirst du Sigi mit von der Tour in die Anhörung des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales am 17. Mai bringen, wo du ja als Sachverständige geladen bist? Viele Fachkenntnisse, die ich unterwegs erworben habe, und die Einordnung in einen historisch-gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang.

Welche Tipps habt ihr für das weitere politische Vorgehen bis zur Gesetzesverabschiedung? In der kommenden Woche bis zum 19. Mai die lokalen und fachpolitisch relevanten Bundestagsabgeordneten intensiv ansprechen, anschreiben, anrufen und nicht locker lassen.