10.06.2002 - 07:54:43
Ein behinderter Mann aus Berlin - Steglitz kämpft um sein selbstbestimmtes Leben.
Entwickelt sich der Berliner Stadtteil zum Bezirk der Menschenrechtsverletzungen?
Berlin (kobinet) Die nächsten Wochen werden zeigen, ob
sich Steglitz zum Berliner Stadtbezirk der Menschenrechtsverletzungen
entwickelt. In Steglitz wohnt der schwerstkörper- und sprachbehinderte Roland
Walter, ein Mann, der rund um die Uhr auf Assistenz angewiesen ist, in seiner
eigenen Mietwohnung. Trotz seiner schweren Behinderung lebt er voll integriert,
ist ehrenamtlich tätig. Ohne umgangreiche Assistenz wäre das nicht möglich. Doch
Assistenz kostet Geld. Und das will das Steglitzer Bezirksamt nicht in
erforderlichem Umfang über den 30. Juni hinaus aufbringen.
Roland Walter
soll sich nach einem Heimplatz umsehen, wenn es ihm nicht gelingt, die
Assistenzkosten drastisch zu senken. Das ist allerdings nicht möglich, da eine
Unterversorgung wegen der Schwere seiner Behinderung gesundheits- wenn nicht gar
lebensbedrohliche Folgen haben kann.
Dabei wurde ihm unter dem Aspekt
der Kostensenkung der abstruse Vorschlag gemacht, sich mehrere Stunden täglich
in seiner Wohnung von Videokameras beobachten zu lassen und so Personal
einzusparen. Ein Leben in einer Anstalt würde für Roland Walter erhebliche
Einschränkungen seiner Lebensqualität und seinen Menschenrechten mit sich
bringen. Seine Wünsche und Bedürfnisse müsste er auf ein Minimum beschränken.
Daher wird ihm, falls das Bezirksamt nicht einlenkt, nichts anderes übrig
bleiben, als seine Rechte vor dem Verwaltungsgericht zu erkämpfen.
Dass
die Behörde gegen geltendes Recht verstößt, wenn es Roland Walter ausschließlich
aus Kostengründen in eine Anstalt zwingen will, beweist die einschlägige
Rechtssprechung hinreichend. Behindertenverbände und Einzelpersonen haben sich
zwischenzeitlich mit Protestbriefen an Bezirksbürgermeister Weber gewandt mit
der Aufforderung, die Assistenzkosten auch über den 30. Juni hinaus zu
finanzieren.
kobinet wird berichten, wie es im «Fall Roland Walter»
weiter geht.
(elba)